Das Morgenrot und die Namen der Finsternis – Fräulein Spiegel

Titel: Das Morgenrot und die Namen der Finsternis
Autor*in: Fräulein Spiegel
Verlag: Edition Roter Drache
Titelbild- u. Umschlag: Melanie Philippi
Lektorat: Isa Theobald
Format: Taschenbuch
ISBN: 978-3-946-425-977
Seiten: 236

Klappentext

Nicht ein Engel begleitet jeden Menschen, sondern zwei.

Die weißen dienen Ihnen. Sie beschützen sie und leiten sie, den richtigen Weg zu finden. Die schwarzen Engel aber stehen auf der anderen Seite: Sie führen die Menschen in die Irre und geben ihre Seelen der Verdammnis preis.

Jeásh leidet an einer Schwermut, die sich kaum jemals lichtet. Zwar hat er seinen Sprung in den Freitod überlebt – aber er ist seitdem nicht mehr der selbe. Denn seit dieser Begegnung mit dem Ende weiß er: Licht und Schatten sind mehr als der bloße Widerschein von Tag und Nacht. Er kann die Engel spüren, die unter den Menschen wandeln, und erkennt: Jenseits des Alltäglichen tobt der entfesselte Krieg zwischen Gut und Böse.

Als seine beiden Engel sich entzweien, ist Jeásh plötzlich gezwungen, seine Bestimmung in dieser fremden, gefährlichen Welt alleine zu suchen. So macht er sich auf, herauszufinden, wer er wirklich ist. Das aber wird ihm nur gelingen, wenn er bereit ist, einen hohen Preis dafür zu zahlen. Und plötzlich beginnen sich die Grenzen zwischen Licht und Schatten zu aufzulösen.

Meine Meinung

Das Buch ist 2020 in der Edition Roter Drache erschienen, ich habe es mir selbst gekauft.

Ein biblisches Setting? Ja, und dabei habe ich mit der Bibel, Gott und dem ganzen Kram, so gar nichts am Hut.
Malach und Ezariel sind die beiden Engel, die Jeásh begleiten. Malach, der Engel des Lichts und Ezariel, der Engel der Finsternis, der sich Uriel angeschlossen hat.

Als Jeásh in den Tod springt, gibt Malach sein Herzblut um ihn am Leben zu erhalten. Dadurch vergeht er und verschwindet und Ezariel muss plötzlich beide Rollen ausfüllen.
Die Ambivalenz der beiden Engel wird mehr als deutlich, ihre Entwicklung ist sehr glaubwürdig geschildert. Ezariels Weg ist geprägt von Neuorientierung und Umkehr und dem Wandels seines Selbsts.
Aber auch Jeásh versucht verzweifelt herauszufinden, wer er ist und wohin er gehört.

»“Etwas fehlt mir und ich weiß nicht, was es ist. Aber ich sehne mich danach und suche es, überall, jeden Tag, seitdem ich lebe. Aber ich kann es nicht finden. Mein eigener Name Jeásh: Ich sage ihn, aber er bedeutet nichts für mich, nicht wirklich, verstehst Du? Er rührt an etwas, aber ich kann ihn nicht hören.«

[S. 87]

Die Autorin leuchtet das Innenleben ihrer Protagonisten voll aus, macht sie greifbar und zu individuellen Persönlichkeiten.
Malachs Wandel fand ich heftig, er hat mich ziemlich mitgenommen. Er zeigt, was es in jemandem, der/die sich völlig für jemanden hin gibt, auslösen kann.

Das Buch ist mit 236 Seiten nicht sehr dick und so kommen manche Szenen zu kurz und das ein oder andere lässt Fragen offen. Zum Beispiel warum schenkt Morgenstern den Menschen den freien Willen und will sie dann in der Hölle schmoren lassen?

Fräulein Spiegels Erzählstil ist bild- und wortgewaltig und hat mich völlig eintauchen lassen in die Geschichte.

Ist diese Geschichte leichte Kost für zwischendurch? Ganz und gar nicht, denn sie befasst sich, unter anderem mit Depression (die nicht so genannt, aber umschrieben wird) und selbstverletzendem Verhalten. Das geht, im wahrsten Sinne des Wortes, unter die Haut und ist stellenweise sehr herausfordernd.

Lässt sich die Geschichte einem Genre zuordnen? Nicht wirklich, wir haben ein bisschen Dystopie, ein Hauch Dark Fantasy und auch ein My Romance.
In mir klang diese Erzählung lange nach, was ist Gut, was ist Böse? Können sich Personen grundlegend verändern? Was ist unser Sinn auf dieser Erde?

Wenn ihr herausfinden wollt, ob Jeásh herausfindet, wer er ist und was seine Bestimmung ist und wie es mit Malach und Ezariel weitergeht, dann lest dieses Buch. Es ist nichts für zwischendurch, aber es macht etwas mit einem.


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