Titel: Gott ist nicht schüchtern
Autorin: Olga Grjasnowa
Verlag: Aufbau Verlag
Format: E-Book
ISBN: 978-3-8412-1286-3
Seiten: 176
Klappentext
Amal und Hammoudi sind jung, schön und privilegiert, und sie glauben an die Revolution in ihrem Land. Doch plötzlich verlieren sie alles und müssen ums Überleben kämpfen.
Sie fliehen.
Ein erschütterndes, direktes und unvergessliches Buch.
„Amal schaut den Frauen auf der Straße nach. Plötzlich wird ihr bewusst, dass sie nicht mehr dazugehört. Niemand beachtet sie mehr. Wo ist ihr Haus? Ihre Karriere? Und ihre Straße, die immer nach Jasmin roch? Wo sind ihre Bücher und Schallplatten? Wo die Freunde und Verwandten? Die Partys und der Sommer vor dem Pool?
Die Welt hat eine neue Rasse erfunden, die der Flüchtlinge, Refugees, Muslime oder Newcomer. Die Herablassung ist in jedem Atemzug spürbar“.
Meine Meinung
„Gott ist nicht schüchtern“ ist alles andere als ein Wohlfühlroman. Olga Grjasnowa trifft hier einen noch immer aktuellen Nerv.
Sie erzählt die Geschichte von Amal und Hammoudi. Amal ist aufstrebende Schauspielerin, behütet aufgewachsen und braucht sich keine Sorgen um Geld machen. Hammoudi hat in Paris Medizin studiert und sich auf Chirurgie spezialisiert. Im steht die Welt offen. Doch als er in seine Heimat Syrien reisen muss um seinen Reisepass verlängern zu lassen, wird ihm die Verlängerung verwehrt und er darf das Land nicht mehr verlassen. Er schließt sich den Widerstandskämpfern an und versorgt diese medizinisch.
Amal drohen Gefängnis und Folter, weil sie immer wieder an Demonstrationen gegen das Regime teilnimmt.
Letztendlich entscheiden sich beide zur Flucht nach Europa (auf der sich die beiden dann auch begegnen) und müssen dafür einen beschwerlichen Weg und einige Hindernisse überwinden.
Als sie schließlich in Deutschland ankommen beginnt der Behördenmarathon und sie stellen schnell fest, dass sie hier nicht dazugehören werden.
Grjasnowas Schreibstil ist schonungslos und doch voller Gefühl, sie beschreibt ohne Umschweife die lebensgefährliche Flucht über das Mittelmeer und die Ankuft in Europa.
Die Kapitel sind kurz gehalten, die Lesenden erfahren viel über die politische Lage in Syrien unter Assad und wie sich der Terror ganz konkret in Familien auswirkt.
Die Angst und Verzweiflung sind fast schon greifbar. Die Autorin schafft es, dass sonst so weit entfernte Syrien in mein Wohnzimmer zu holen.
Mir fehlt ein wenig der Einblick in das Innere der Protagonisten, die inneren Konflikte die sie ausfechten. Da bleibt die Autorin sehr an der Oberfläche. Ihre Schilderungen sind dennoch sehr aufwühlend und aktuell.
Die Autorin, und auch ihr Mann, hat selbst Erfahrungen mit Flucht gemacht. Im Alter von elf Jahren kam sie mit ihrer Familie als Kontingentflüchtlinge nach Deutschland. Ihr Mann stammt aus Syrien.
Dieses Buch ist gut und wichtig, da es einen anderen Blickwinkel zeigt. Wir können uns kaum ausmalen, was die Menschen durchgemacht haben, die hier her nach Europa, nach Deutschland fliehen.
Schreibe einen Kommentar