Titel: Der Mauersegler
Autor*in: Jasmin Schreiber
Verlag: Eichborn Verlag
Format: Hardcover
ISBN: 978-3-8479-0079-5
Seiten: 240
Klappentext
Menschen träumen vom Fliegen, wovon träumt ein Mauersegler? Vielleicht vom Fallen, so wie wir an der Grenzen zwischen Wachsein und Schlafen?
Im freien Fall befindet sich auch Prometheus, als sein bester Freund Jakob stirbt. Nach einer überstürzten Flucht vor Polizei, Familie und sich selbst schlägt er am dänischen Strand auf. Der Mauersegler erzählt von einem Mann, der unter seiner Schuld zu zerbrechen droht. Und von zwei Frauen, die wenig Fragen stellen – wie alle Menschen, die ihre Geheimnisse haben.
Die Geschichte einer großen Freundschaft, eines unerwarteten Todes und der Suche nach Vergebung.
Meine Meinung
Prometheus‘ bester Freund Jakob ist tot und nun rast er mit seinem Auto durch die Nacht gen Dänemark. Am Strand bleibt er im Sand stecken und wird am nächsten Morgen von Aslaug und ihrem Pony Rasmus geweckt. Sie zieht sein Auto aus dem Sand und nimmt ihn mit auf den Pferdehof wo sie mit ihrer Partnerin Helle lebt und eine kleine Pension führt.
Vor was Prometheus flieht ist zu diesem Zeitpunkt völlig unklar. Was aber überaus klar ist, ist dass er sich schuldig fühlt, Angst und einen tiefen Schmerz in sich trägt.
In Rückblenden erzählt uns Jasmin Schreiber von der innigen Freundschaft zwischen Prometheus und Jakob, die über die Jahre andauerte und was die beiden alles erlebt und angestellt haben. Zum Beispiel haben sie versucht, den Hund von Prometheus‘ Familie zu verbrennen, als dieser gestorben war.
Prometheus stammt aus einer nicht so begüterten Familie, hat sich aber durchgebissen und Medizin studiert.
Als sein bester Freund Jakob an Krebs erkrankt drängen ihn alle dazu, ihn in seine Studie, die er gerade durchführt aufzunehmen. Zunächst sträubt er sich dagegen, lässt sich dann aber wider besseren Gewissens dazu breitschlagen.
Und weil es nicht ganz so läuft, wie er sich das vorstellt und wünscht, beginnt er die Zahlen zu schönen.
Jakobs Tod hat Prometheus tief getroffen und aus der Bahn geworfen. Er kämpft mit Angst, Schuld, Scham und Schmerz.
Aber all das, was geschehen ist, erschließt sich erst nach und nach.
Auch die beiden Frauen, die ihn aufgenommen haben, haben so ihre Geheimnisse, aber sie bringen ihn dazu, sich mit dem was geschehen ist, auseinanderzusetzen und sich seiner Schuld und dem Schmerz zu stellen.
Jasmin Schreiber hat mit „Der Mauersegler“ wieder eine hochemotionale Geschichte geschaffen, die sehr intensiv war. Sie schafft den Spagat zwischen Traurigkeit und Humor und Beschreibungen der Natur, die Bilder vor meinem inneren Auge entstehen lassen. Und es wirkt nie fehl am Platz.
Jasmins Charaktere sind wieder vielschichtig und authentisch, sie machen Fehler und sind einfach menschlich. Und ihrer Erzählweise hat mich wieder auf eine Achterbahn der Gefühle geschickt.
Nachdem ich das Buch beendet hatte, klang es noch eine ganze Weile in mir nach. Ich habe mich gefragt, wie ich handeln würde, wäre ich an Prometheus‘ Stelle. Zu einem endgültigen Schluss, bin ich allerdings nicht gekommen.
Der Name des Protagonisten, Prometheus, ließ mich aufhorchen. Er sagte mir etwas, aber ich kam nicht drauf warum. Aber Google hilft ja bekanntlich.
Prometheus ist in der griechischen Mythologie ein Sohn aus dem Geschlecht der Titanen. Zeus fesselte ihn in seinem Zorn an eine Säule und lässt ihm täglich von einem Adler die immer wieder nachwachsende Leber wegfressen. Später wurde er dann von Herakles befreit. Schlussendlich wird er von Zeus begnadigt und wird wieder frei.
Auf gewisse Weise wird auch Jasmins Protagonist befreit und begnadigt.
Auch „Der Mauersegler“ hat mich überzeugt und mir sehr gut gefallen. Ich bin auf weitere Werke gespannt.
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