Titel: Lieber Papa, bist du jetzt verrückt?: Mein Vater, seine Depression und ich
Autorin: Katja Hauck
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN: 987-3-7325-7219-9
Seiten: 224
Triggerwarnung: Suizid, Depression, Angstzustände
Ca. 3 Millionen Kinder wachsen in Deutschland mit psychisch kranken Eltern auf, sie benötigen Hilfe um nicht selber Schaden zu nehmen, doch häufig erhalten sie diese nicht.
Zu diesen Kindern gehört auch die inzwischen 16-jährige Katja Hauck. Sie wird eines Tages von Ihrer Mutter aus der Schule geholt und merkt sofort, dass hier etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Ihr Vater, Uwe Hauck, liegt nach einem Suizidversuch im Krankenhaus. Dass er versucht hat sich das Leben zu nehmen, wird ihr und ihren beiden Brüdern erst später erzählt. Aber alle drei wissen, dass etwas nicht stimmt.
In diesem Buch lesen wir den Briefwechsel zwischen Katja und ihrem Vater Uwe, der so tatsächlich stattgefunden hat. Sie kann ihm so ihre Gefühle, ihre Sorgen und Ängste mitteilen, ihm aber auch einen Teil seiner Sorgen in Bezug auf sie nehmen. Sie stellt ihrem Vater fragen und er versucht, ihr seine Depression, seine Ängste, die Unsicherheiten und seinen Suizidversuch zu erklären.
Es wird deutlich, dass er vieles aus der Kindheit seiner drei Kinder nicht mitbekommen hat, weil er in seinen dunklen Gedanken gefangen war, Angst hatte etwas falsch zu machen, alles zu verlieren. Bis hin zu dem Gedanken, dass seine Familie besser dran wäre ohne ihn.
Katja erzählt unter anderem von dem Druck, den sie verspürte, auf dem Gymnasium gute Leistungen zu bringen, dieser Druck sie aber lähmte und der Wechsel auf die Realschule ihr richtig gut getan hat. Ebenso wie ihrem Bruder.
Katja ist hochsensibel, ist gerne für sich und kommt mit der Unruhe, die Menschenmassen mit sich bringen nicht zurecht. Sie hat wenige, dafür aber gute Freunde, ist sich selbst aber oft einfach genug. Und beide stellen fest, dass sich Vater und Tochter gar nicht so unähnlich sind.
Dieser Briefwechsel zwischen Katja und ihrem Vater ist persönlich, offen, aber auch tiefgründig und fängt die Stimmung der Familie ein. Familie Hauck hat gemeinsam schwere Zeiten gemeistert und ist nicht an dem Suizidversuch zerbrochen. Jeder hat die Hilfe bekommen, die er braucht und Instrumente an die Hand bekommen, mit der Situation umzugehen.
Schon das Buch von Uwe Hauck, „Depressionen abzugeben“, hat mich sehr berührt, da ich einige Situation aus eigener Erfahrung kenne. Katjas Buch ist eine tolle Ergänzung dazu, da sie aus der anderen Perspektive, der Sicht der betroffenen Angehörigen, erzählt.
Danke Katja! Dein Buch ist eine absolute Empfehlung!
Jeder Mensch, der an Depressionen und/oder Ängsten leidet, erlebt diese anders. Man kann nicht verallgemeinern und sagen „Du benimmst dich nicht als wenn du depressiv wärst“. Auch Allgemeinplätze wie „Anderen geht es schlechter als dir, stell dich nicht so an.“, „Treib Sport, dann fühlst du dich besser.“ helfen niemandem.
Depressionen hängt noch immer ein Stigma an, das muss sich ändern.
Wenn du, der du diesen Blogbeitrag gerade liest, Hilfe brauchst, dich mit Selbstmordgedanken plagst. Bitte such dir Hilfe, wende dich an deinen Hausarzt, eine Psychiatrische Klinik oder auch an die Stiftung Deutsche Depressionshilfe unter der Telefonnummer 0800 – 3344533
Schreibe einen Kommentar