Titel: Die Zeitarbeiterin
Autorin: Anja Bagus
Verlag: Edition Roter Drache
Buchgestaltung: Holger Kliemannel
Umschlaggestaltung: Anja Bagus
Lektorat: Sarah Bräunlich
Format: Taschenbuch
ISBN: 9-783-968-150-215
Seiten: 218
Klappentext
Studentin Mia hat Geldprobleme. Als sie die schlecht gemachte Anzeige der Zeitarbeitsagentur Flexaria sieht, will sie dem sicher dusseligen Betreiber eigentlich nur Verbesserungsvorschläge machen, um danach rausgeschmissen zu werden.
Zu ihrer Überraschung ist Janne aber nett und hat auch sofort Arbeit für Mia. In den folgenden Wochen arbeitet die Studentin als Kurzzeitvertretung in einem Verlag, einem Callcenter, einem Möbelhaus und vielem mehr. Dort erlebt sie haarsträubende Dinge, die niemand glauben würde. Im Leben nicht.
Janne und Mia werden Freundinnen und dann ist da auch noch Björn, mit dem sie auf einer Butterfahrt zusammengearbeitet hat. Der ist echt süß, aber frisch getrennt und von so etwas sollte man doch die Finger lassen oder? Ja. Mist.
Vorsicht: Dieses Buch enthält Spuren von Muffins und Cocktails sowie unpassendem Humor und unrealistischen Begebenheiten.
Danke an Holger von Edition Roter Drache für das Rezensionsexemplar. Dies beeinflusst jedoch in keiner Weise meine persönliche Meinung.
Meine Meinung
Ich bin lange um dieses Buch rumgeschlichen, weil ich mir unsicher war ob es etwas für mich ist oder nicht. Als Anja Bagus dann auf dem ersten Mescheder Leseabend daraus gelesen hat, musste ich es haben und habe den Oberdrachen Holger Kliemannel nach einem Rezensionsexemplar gefragt.
Anja hat zwei Geschichten vorgelesen, „Das Möbelhaus“ und „Das Callcenter“, ich hatte später Bauchschmerzen vor lachen.
Mia erlebt die kuriosesten Geschichten, die so oder so ähnlich ganz sicher tagtäglich irgendwo passieren (auch wenn sich manche das vielleicht nicht vorstellen können).
In 32 Kapiteln schickt Anja ihre Protagonistin unter anderem in ein Möbelhaus, ein Callcenter, auf Butterfahrt oder auch in einen Verlag. Sie erlebt Situationen, die vor skurriler Situationskomik nur so strotzen und ich laut lachen musste. Manches erinnerte mich auch an meine Arbeit, weil ich dort zum Teil ähnliches erlebe.
Die Autorin schlägt aber auch ernstere Töne an, die uns Leser*innen entweder ganz direkt anspringen, aber manchmal auch nur so zwischen den Zeilen hervorlugen. So oder so gibt sie uns ein bisschen was zum Nachdenken mit auf den Weg.
Das Kapitel „Das Callcenter“ gehört zu meinen liebsten, dort arbeitet Mia unter anderem für eine Computerhotline. Der Herr am Telefon wird direkt unfreundlich, super Start für das Gespräch, und das er da nun eine Frau an der Strippe hat, ist auch nicht richtig, die kann ja keine Ahnung haben. Aber Mia dreht den Spieß gekonnt um. Einfach herrlich.
„Warum issn da ’ne Frau dran? Haben Sie keine Männer, also Experten?“ Ah. Youporn. Druck auf der Leitung und misogyn.
S. 118
„Warum denken Sie, dass Männer alles besser können?“
„Es geht um technische Sachen. Da kennen sich Männer besser aus“
„Sie sind doch auch ein Mann, oder?“
Und ganz nebenbei, neben Butterfahrten und Kinder zähmen im Kindergarten, spielt da auch noch die Liebe mit rein.
Protagonistin Mia ist sehr sympathisch, reflektiert, zynisch und ihre große Klappe und Schlagfertigkeit bringen sie manchmal in die Bredouille. Es wird mit Stereotypen und Vorurteilen gearbeitet, die aber im Laufe der Geschichte oft reflektiert werden. Die zwischenmenschliche Ebene und Themen wie Depressionen, mentale und körperliche Gesundheit werden behutsam angegangen.
Leider wird in einer Geschichte („Lebensfunke“, S. 106) der Deadname einer Transperson genannt, was mir direkt aufgestoßen ist.
Ich habe mich insgesamt bestens unterhalten gefühlt, jede Menge Humor und skurrile Situationskomik. Und etwas zum Lachen können wir zwischendurch doch alle gebrauchen.
Anja Bagus entführt uns in das Leben einer mittellosen Studentin, die sich von Job zu Job hangelt, absolut nicht auf den Kopf gefallen ist und sich zu wehren weiß. Die Situationen sind aus dem Leben gegriffen, die sicher jemand so oder so ähnlich erlebt hat.
Lest dieses Buch! Ich werde mir auch den zweiten Band holen, der bereits erschienen ist. Mal sehen was Mia darin alles erwartet.
Schreibe einen Kommentar